Studien zeigen auf: Ergotherapie verbessert die Lebensqualität bei Patienten mit Demenz signifikant.
Mehrere Studien haben nachgewiesen, dass Ergotherapie Patienten mit einer Demenzerkrankung helfen kann. Sie kann die Krankheit zwar auch nicht heilen, aber sie kann den betroffenen Patienten helfen, ihren Alltag besser zu gestalten und Aufgaben besser zu bewältigen. Den Nutzen verspüren nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren Angehörige.
Die Diagnose Demenz, ist für viele Betroffene ein extremer Schicksalsschlag. Doch was genau ist Demenz? Der Begriff „Demenz“ bedeutet „ohne Geist“. Bei der Demenzerkrankung verringern sich die geistigen Funktionen. Das führt dazu, dass die Fähigkeit langsam verloren geht, Dinge im alltäglichen Alltag zu bewältigen. Es treten u.a. auch Sprachprobleme auf. Zudem leidet sehr oft die Orientierung. Zu beobachten ist, dass Demenz auch das Verhalten der Betroffenen zu ihren Angehörigen verändert. Auch die Persönlichkeit dieser Menschen ist betroffen. In Deutschland sind rund 1,6 Millionen Menschen von der Demenzerkrankung betroffen. Es trifft häufiger Menschen ab dem 65. Lebensjahr. Auch lässt sich feststellen, dass Frauen daran häufiger erkranken, als Männer.
Hilfe von Seiten der Ärzte kommt oft in Form von verschreibungspflichtigen Medikamenten. In der Regel verordnen Neurologen und Hausärzte das Medikament Antidementiva. Aber die Ergebnisse zeigen, dass das Medikament den schleichenden Verlust des Geistes nicht wirklich zufriedenstellend verzögern kann. Seit Jahren wurde kein neues Medikament mehr zugelassen und auch auf Sicht von 3 Jahren wird kein neues qualitativ besseres Medikament erwartet.
In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Menschen, die über ihre Angehörige Kontakt zu uns suchten, erheblich vergrößert. Immer mehr Patienten mit Demenz nutzen die Möglichkeiten, die Ihnen die Ergotherapie gibt. Über 5 neue Studien beweisen erneut, dass Ergotherapie diesen Menschen mehr Hilfe bringt, als die Medikamente, die es auf dem Markt gibt. Verloren geglaubte Fähigkeiten, wie zum Beispiel Schuhe binden oder Essen sich wieder selbst zubereiten, können mit gezieltem Training in der Ergotherapie wieder erlangt werden. Prof. Dr. Michael Hüll von der Uniklinik Freiburg ist ebenfalls sehr angetan von den Ergebnissen, die die Ergotherapie bei diesen Menschen erzielt. In Rahmen eines Gespräch mit einer süddeutschen Zeitung hat er sich jüngst wie folgt dazu geäußert: „eine spezifische Ergotherapie wird zukünftig noch mehr im Focus unserer Behandlung stehen“.
Wie genau kann die Ergotherapie den Betroffenen Menschen mit Demenz helfen? Mit Bewegungs- und Gedächtnistraining, Training der Tätigkeiten des täglichen Lebens, Entspannung. Welche Details diese Therapien beinhalten, darauf gehen wir in den nächsten Artikel intensiver ein.
Lange ging man davon aus, dass Menschen mit Demenz sich in einer immer fortwährenden Abwärtsspirale befinden und nichts mehr dazulernen, sondern nur verlernen können. Diese Annahme hat Frau Graff, Ergotherapeutin an der Universität von Nijmegen, nun wiederlegt. Sie hat im Rahmen einer Studie bei 136 Patienten mit Demenz nachgewiesen, dass mehr körperliche und geistige Vorschritte zu erzielen sind, wenn diese über 5 Wochen hinweg, jeweils 2 Stunden pro Woche Ergotherapie erhalten, als wenn Patienten mit der gleichen Diagnose nur Medikamente zu sich nehmen. Zudem konnte festgestellt werden, dass dieser erzielte Zustand sich deutlich länger hält, als bei der Vergleichsgruppe. Die gleichen Resultate stellten weitere Studien an den Universitäten in Dresden, Günzburg und Leipzig fest. Allerdings lässt sich mit Ergotherapie der Demenzverlauf nicht wieder umkehren, oder sogar heilen, aber er lässt sich spürbar verlangsamen. Zudem gibt die Studie auch preis, dass durch das Training in der Ergotherapie, Fähigkeiten wiedererlangen, die sie verloren hatten. So zum Besipiel das selbständige Anziehen der Kleidung oder kleinere Tätigkeiten im Haushalt.
Wie unsere Therapeuten übereinstimmend berichten, können auch technische Hilfsmittel Demenzpatienten helfen, Handlungen wieder selbständig auszuführen. Hier fällt uns das Beispiel eines 69-jährigen Patienten sofort ein, der an einer Demenz im frühen bis mittleren Stadium litt. Zusätzlich war dieser Patient auch schon länger an Parkinson erkrankt. Seine Ehefrau musste in den letzten Jahren zunehmend alle Tätigkeiten im Haushalt alleine verrichten. Früher war er noch in der Lage seine Frau beim Arbeiten wie Staubsaugen, beim Einkaufen oder bei Gartenarbeiten mit der Schere zu unterstützen. Durch eine spezielle Schere und der Anleitung unserer Therapeuten konnte er wieder die Hecke stutzen und sich auch wieder selbst ankleiden. Zudem gaben wir Tipps, wie viele Pausen er einhalten soll und weitere Hilfsmittel an die Hand, wie zb. Eine Papieranhänger an der Jacke, der ihm verdeutlicht, wie er den Reiseverschluss bedienen soll.
Eine wichtige Rolle im Rahmen der Ergotherapie nehmen die Angehörige der Demenzpatienten ein. Sie werden von unseren Ergotherapeuten bewusst und auch gezielt mit einbezogen. Sie lernen im Rahmen der Therapie dem Partner wieder mehr zu vertrauen und auch Geduld zu üben, wenn zum Besipiel der Reisverschluss an der Jacke nicht sofort geschlossen werden kann. Beim Essen ist es u.a. wichtig, immer wieder den Arm unterstützend zum Munde des Patienten zu führen und nicht zu hektisch werden.
Aktuell nutzen lediglich 3% aller Demenzpatienten Ergotherapie. Immer wieder stellen wir fest, dass viele Patienten und deren Angehörige resigniert haben, bevor sie zu uns kommen und dann sehr überrascht sind, welche Fortschritte die Ergotherapie selbst im weit fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung noch erzielt. Laut Hüll fliesen in die Forschung zur Verbesserung der Lebensqualität der Demenzpatienten immer noch zu wenig finanzielle Mittel. Das muss sich laut Hüll dringend ändern. Die Situation wird sich aber nicht von heute auf morgen verändern, weshalb Hüll auch in der Zukunft auf die Ergotherapie als zusätzliche Möglichkeit setzt.